Praktikum im Büro der SASA-Area Mpumalanga


vermittelt Praktikumsstellen in Südafrika, vorwiegend im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch in der Wirtschaft.

Heike Theisen aus Grevenbroich begann Anfang Mai ihr Parktikum in Mpumalanga.
Dieser Bericht hat uns erreicht:

„Ich bin 24 Jahre alt und arbeitete, bevor ich nach Südafrika gekommen bin, bei einer Firma in Düsseldorf als Verlagskauffrau. Da ich ab September an der Fachhochschule Niederrhein Sozialmanagement studieren möchte, bot sich dieser Zeitpunkt in meinem Lebenslauf an, eine kleine Auszeit zu nehmen.
Pfadfinderin bin ich schon seit meinem 8. Lebensjahr, da fing ich im Stamm St. Josef Grevenbroich als Wölfling an und blieb bis ich Leiterin wurde.
Das Engagement bei den Pfadfindern brachte mich letztes Jahr im Februar dazu, einen Urlaub hier in Südafrika zu verbringen. Drei Wochen tourten wir durch das Land. Wir trafen auf unserer Reise viele Pfadfinder und nahmen auch an einem Pfadfindercamp in der Provinz Mpumalanga teil.
Diese Reise motivierte mich, längere Zeit in diesem wunderschönen Land zu verbringen und wiederum über die Pfadfinder bot sich eine Gelegenheit dazu.

Nangu Thina ist ein Verein, der 1998 von Pfadfindern gegründet die Förderung von internationalen Begegnungen, Studienfahrten, Bildungsveranstaltungen und Leiterfortbildungen mit dem südlichen Afrika zum Ziel hat. Außerdem unterstützt er Projekte, die das Gemeinwesen stärken, einen Kulturaustausch ermöglichen und pädagogische und technische Hilfsmittel für die Jugendarbeit beschaffen. In der Praxis sieht das so aus, daß in den vergangenen Jahren viele Gruppen aus Südafrika nach Deutschland bzw. deutsche Gruppen nach Südafrika reisten. Anders als bei anderen Partnerschaften gelingt es Nangu Thina , daß ca. 50% der Reisen von Südafrika nach Europa kommen und nicht nur die Deutschen die Möglichkeit haben, einen anderen Kontinent kennenzulernen.
Obwohl das Partnerschaftsnetz nicht nur Pfadfindern offen steht, besteht eine starke Verbindung zwischen Nangu Thina und den Pfadfindern und Pfadfinderinnen vor Ort.

Um die Kommunikation zwischen dem Pfadfinderverband in Mpumalanga Area und Nangu Thina zu verbessern, und die Pfadfinder in ihrer Arbeit praktisch zu unterstützen, versucht der Verein eine ständige deutsche Vertretung vor Ort zu haben. Die South Africa Scout Association (SASA) und die Girl Guide Association of South Africa (GGASA) befinden sich noch im Aufbau, Strukturen müssen erst gefunden und instaliert werden. Da die Beziehungen zu den Pfadfindern in Mpumalanga Area die ältesten und die intensivsten sind, arbeite ich im Büro der Mpumalanga Area in White River. Viel Zeit verbringe ich mit Organisation. Um das Büro und die Dinge, die hier passieren, für eine größer werdende Schar von Mitarbeitern und Leitungskräften zugänglich zu machen, muß es ein logisches System geben. Ich lege also Standartformulare an, konstruiere eine neue Ablagestruktur und setze diese um. Bei all meinem Tun muß ich aber darauf achten, daß nicht meine Ideen alleine die besten sind. Ich arbeite zusammen mit Dee Chandler, die seit 4 Jahren dieses Büro mit viel Enthusiasmus leitet. Ich bringe daher mein Wissen über Strukturen und (deutsche?) Ordnung ein und Dee ihr breites Wissen über Afrika, die Geschichte der südafrikanischen Pfadfinderbewegung und die Geschichte der Pfadfinder in Mpumalanga. Die Suche nach dem gemeinsamen Weg macht die Arbeit sehr interessant und spannend.

Der "Travelling-Scout-Shop"

Neben der Arbeit im Büro besuche ich auch Gruppen während ihrer Gruppenstunden, fahre mit dem Scoutshop zu den Gruppen, nehme an meetings oder Wochenendveranstaltungen teil. So war ich z. B. auf einem cultural day. Dort kommen alle Gruppen aus einem Bezirk zusammen und tragen jeweils typische Tänze oder Lieder ihrer Region vor.Es war beeindruckend, die Kinder in traditioneller Swazi-Tracht tanzen zu sehen.

Dann habe ich eine Gruppe Südafrikaner, die im Juni in Deutschland und auch in Grevenbroich waren, in den letzten Tagen vor ihrer Reise begleitet. Ich habe ihnen von Deutschland erzählet, Unterschiede aufgedeckt und so versucht ihnen die Angst vor dem Unbekannten nehmen.
Am letzten Wochenende hat mich eine Gruppe eingeladen, ihnen beim Anstreichen ihrer neu errichteten Scouthall zu helfen und in zwei Wochen werde ich an einem Nachthike teilnehmen. Genau wie in Deutschland ist man hier 24 Stunden am Tag ein Pfadfinder.

Neben der Arbeit mit den Scouts habe ich auch mit den Guides zusammengearbeitet. Im Westen der Area sind die Guides aktiver als die Scouts und vor zwei Wochen bin ich für 10 Tage in den Westen gefahren, um dort Gruppen zu besuchen, Menschen zu treffen und an einer Leiterschulung teilzunehmen. Das wichtigste Thema dieser Leiterschulung war ein Aidsprojekt, das national von der GGASA gefördert wird. Es ist sehr interessant zu sehen, welche wichtige Rollen Frauen als Leiterin wahrnehmen und wie sie darauf vorbereitet werden. Auch wenn ich immer gerne mit Jungen und Mädchen zusammen gearbeitet habe, sehe ich hier, daß die Trennung der Geschlechter eine Stärkung des weiblichen Selbstbewußtseins hervorbringt, die den Frauen gut tut. In Südafrika beginnen die Frauen erst jetzt damit, sich zu behaupten und um gesellschaftliche Gleichberechtigung zu kämpfen.

Neben der Arbeit ist aber natürlich auch Zeit zum essen, zum schlafen und zum relaxen. Untergebracht bin ich in eigenen Räumen, die direkt am Haupthaus meiner Gastfamilie nahe der Stadt White River liegen. Wie sollte es anders sein, sind meine Gasteltern ebenfalls Pfadfinder und auch die Kinder sind in Gruppen aktiv. Von den 8 Kindern sind aber heute nur noch 2 Jungen im Haus. Außerdem wohnt noch ein Freund der Söhne im Haus, dessen Eltern nach Kapstadt gezogen sind. Er wollte aber lieber hier bleiben und nett wie meine Gasteltern sind, ist er zu ihnen gekommen. Ich fühle mich in der Familie sehr gut aufgehoben und genieße das gemeinsame tägliche Abendbrot sehr. Da meine Gasteltern europäischer Abstammung sind, ist das Essen dem unsrigen sehr ähnlich. Es gibt allerdings jeden Tag Fleisch oder Fisch. Der bei der schwarzen Bevölkerung sehr beliebte Millipap, ein weißer, geschmacksneutraler Maisbrei, wird hier nicht serviert. Auch Mophani, kleine Insektenlarven, habe ich zum ersten mal während eines Meetings vorgesetzt bekommen. Augen zu und durch kann man da nur sagen und wundert sich, daß es nicht so schlimm ist.

In meiner Freizeit, die nicht so reichlich ist, fahre ich durch die Umgebung und schaue mir auch mal ein paar touristische Highlights dieser Gegend an. Ein Besuch im Krüger Nationalpark darf da nicht fehlen. Ich habe zwar schon 2 Tage im Park hinter mir, aber wenn meine Nachfolgerin kommt, werde ich sicherlich noch einmal hinfahren, um die wilden Tiere zu sehen. Damit ich nicht immer meine Gasteltern bitten muß, mit mir zu kommen (sie sollen schließlich auch mal Wochenende haben) aber auch nicht alleine fahren muß, habe ich Kontakt zu einigen anderen deutschen Praktikanten in Nelspruit (ca. 15 km von White River entfernt) aufgenommen. Sie arbeiten hier im SPACE Projekt des deutschen Sportbund. Dieses hat zum Ziel, regelmäßige Sportwettkämpfe abzuhalten und ein Ligen-System für Ballsportarten aufzubauen, um den Kindern und Jugendlichen sinnvolle Freizeitangebote abseites der Straße anzubieten.

Insgesamt genieße ich die Herzlichkeit, die ich von allen Seiten erfahre. Außerdem ist der „Winter“ in Mpumalanga spitzenmäßig. Während an der Küste des Landes nun der Regen Einzug gehalten hat, ist hier die Trockenzeit angebrochen und die “kühlen” Temperaturen liegen zwischen 23 und 28 Grad. Ich kann die Tage an einer Hand abzählen, an denen ich bisher nicht mit kurzer Hose rumgelaufen bin. Das einzige, was ich an meinem Aufenthalt nicht gut leiden kann, ist die Sprache. Nach 6 Wochen ist es zwar schon besser geworden, ich bin aber immer noch nicht wirklich glücklich mit meinem Englisch. Zur reinen Kommunikation reicht es zwar, aber die engen Schranken meines Wortschatzes lassen mich manchmal fuchsteufelswild werden..

Insgesamt bin ich dankbar fuer die Chance, dieses Land durch mein Praktikum so intensiv kennenlernen zu koennen und hoffe, dass nach mir noch viele andere in den Genuss kommen.”