Praktikum in Kapstadt: From Parliament to Shebeen


vermittelt Praktikumsstellen in Südafrika, vorwiegend im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch in der Wirtschaft.

Markus Koppe aus Köln hat ein Praktikum im Rahmen des Phakamani-Projekts der South African Scout Association in Kapstadt absolviert.

From Parliament to Shebeen

So etwa könnte das Motto meines Aufenthaltes in Kapstadt lauten: Mittags Besichtigung des Kapstädter Parlaments mit anschließendem Lunch, abends Bier trinken in einer Shebeen (inoffizielle Kneipe in den Townships) in Langa, einem der ältesten schwarzen Townships Kapstadts.

In Kapstadt werden die krassen Gegensätze, die man in Südafrika antrifft, auf relativ begrenztem Raum offensichtlich. Armut und Reichtum liegen oft so nahe beieinander, dass sie nur durch eine breite Straße voneinander getrennt sind: Hier leben die Menschen in zugigen und undichten Holzverschlägen und Blechhütten, dort in weiß getünchten Bungalows mit Pool im Garten und der obligatorischen Braaicorner. Die Einen versuchen mit ihren Bauchläden oder Straßenständen ein wenig Geld für ihren alltäglichen Bedarf zu erwirtschaften, die Anderen gehen, wie es für uns Mitteleuropäer wohl selbstverständlich ist, ihrem geregelten Berufsalltag nach und brauchen sich nicht allzu große Sorgen über ihre Finanzen zu machen. Aber nicht nur der Gegensatz von Arm und Reich ist in Kapstadt allgegenwärtig. Die in Kapstadt und Umgebung lebenden Schwarzen, Farbigen, Kapmalaien, Inder und Weiße sorgen für einen Kulturenmix, und damit auch für einen kulturellen Reichtum, der die vielfältige, lebendige und pulsierende Atmosphäre dieser Stadt ausmacht. So trifft man den 14-jährigen Xhosa-Jungen, der in traditioneller Kleidung von der rituellen Beschneidung kommt, genauso wie den weißen Teenager, der mit einem übervollen Terminkalender von der Schule zum Hockey, zur Theatergruppe und schließlich zur Pfaditruppstunde hetzt. Es gibt den Muezzin, der mehrmals am Tag sein Gebet vom Minarett herunter ruft, ebenso wie die uns vertrauteren christlichen Kirchen.

Das sind nur einige wenige Eindrücke meines fast siebenwöchigen Aufenthaltes in Kapstadt. Ich war Ende Juli nach Kapstadt gekommen um dort in einem Entwicklungsprojekt der South African Scout Association mitzuarbeiten. Mit dem Phakamani-Projekt, so der Name dieses landesweiten Projektes, haben sich die Pfadfinder Südafrikas zur Aufgabe gemacht, die Idee des Pfadfindens weiter zu verbreiten und vor allem die Kinder und Jugendlichen der sogenannten Underprivileged Areas anzusprechen. Viele von ihnen haben bisher noch nie etwas über die Pfadfinderbewegung gehört oder denken leider immer noch, dass dies eine Organisation nur für Weiße sei. Zusammen mit Sipho Ncapayi, dem Fieldworker des Cape Western Areas, arbeitete ich vor allem an Grundschulen in den Townships, wo wir in Gesprächen mit den Schulleitern und Lehrern und mit Präsentationen vor Schülern und Eltern für die Pfadfinderidee mit dem Ziel warben, neue Pfadfindergruppen in diesen Gebieten zu gründen. Sipho konnte im vergangenen Jahr neun neue Gruppen in den Townships der Cape Flats eröffnen und auch bereits mit den District Commissioners, die in etwa unseren Bezirksvorständen entsprechen, erste verbandliche Strukturen einrichten, die für eine effektive Interessenvertretung der neuen Gruppen gegenüber den etablierten alten Gruppen und dem Verband unerlässlich sind. Denn als ein großes Problem dieses Projektes in Kapstadt ist neben der Armut und der dadurch bedingten materiellen Benachteiligung vor allem zu nennen, dass die in verantwortlichen Positionen und Gremien sitzenden Pfadfinder aller Verbandsebenen sich noch oft der Probleme der Neuen nicht richtig bewusst sind, weswegen es in der Zusammenarbeit dann häufig zu Missverständnissen, Ärger und Frustrationen kommt. So ist es dann auch eine weitere wichtige Aufgabe, eben nicht nur neue Gruppen zu gründen, sondern sie auch über einen längeren Zeitraum zu begleiten und ihre Interessen gegenüber dem Area zu vertreten. Neben unseren 'Werbeveranstaltungen' in Sachen Pfadfinder besuchten wir daher auch regelmäßig die Gruppenstunden dieser neuen Gruppen und nahmen an Versammlungen der District Commissioner teil.

Die letzten 10 Tage meines Aufenthaltes in Kapstadt arbeitete ich im National Headquaters der South African Scout Association, wo ich, neben der Installation neuer Computerprogramme für den Pfadfinderladen und die Buchhaltung, Winston Adams, dem Leiter des WOSM-Büros in Kapstadt, die Benutzung seines neuen Computers beibrachte.

Untergebracht war ich in diesen Wochen bei einer weißen, englischsprachigen Familie in den Southern Suburbs und bei einer farbigen Gastfamilie in der Coloured Community Mitchell's Plain, was sich schon merklich vom Leben in dem vom westlichen Kulturkreis geprägten Vorort unterschied. Bei beiden Familien war ich sehr herzlich aufgenommen worden und beide gaben mir nicht nur ein Zuhause in Kapstadt, sondern sorgten gemeinsam auch mit dafür, dass die Sehenswürdigkeiten in und um Kapstadt nicht zu kurz kamen. Zusammen mit der Arbeit in den Townships erschloss mir die Unterbringung in meinen beiden Gastfamilien die Möglichkeit, mir ein Bild von dem 'Neuen Südafrika', dem Wandel der südafrikanischen Gesellschaft und den damit verbundenen Problemen zu machen, das dem durchschnittlichen Südafrika-Touristen sicher verwehrt bleibt.

Den Abschluss meiner Reise bildete der Besuch bei Dudley James, dem Area Commissioner der Provinz Mpumalanga im Nordosten Südafrikas. Nach meinem Aufenthalt am doch eher mediterran anmutenden Kap war dies für mich nun wirklich Afrika. Dudley und seine Frau Brenda zeigten mir dann in den wenigen Tagen all das, was man von Mpumalanga auf jeden Fall gesehen haben sollte - die Mpumalanga Highlights mit einem Besuch des Kruger National Parks. Damit endete schließlich auch ein beeindruckender und begeisternder Aufenthalt in Südafrika, der sicher nicht der letzte gewesen sein wird.


Markus Koppe

Stamm Gilwell, Köln-Rheinkassel