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Rover - a class of its own -South Africa 2002- |
April 2001: Einige Rover des Stammes St. Josef, Bocholt beschließen, dass auch sie das Land kennen lernen möchten, dass ihre Leiterin schon einige Male besucht hat: Südafrika. Doch
es gibt auch warnende Stimmen: |
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Doch dann werden sie an ein Zitat von Baden Powell erinnert: "Ich habe mich immer daran gehalten, dass, wenn der richtige Geist vorhanden ist, es möglich ist, das "un" aus dem Wort "unmöglich" herauszuwerfen." Also gibt die gerade neu zusammengesetzte Roverrunde ihr Roverversprechen als Gruppenversprechen ab: "Wir wollen es schaffen, mit unserer Roverrunde Südafrika zu besuchen!" Klar war, dass das nur gelingen konnte, wenn jeder in der Gruppe vollen Einsatz bringt und mitzieht. Als Hauptproblem erschien vielen zunächst die Finanzierung. Durch Ausnutzung von öffentlichen Mitteln und den unermüdlichen Einsatz der Rover bei Aktionen zum Geldverdienen gelang es, den individuellen Teilnehmerbeitrag auf 400 Euro zu drücken. Eine weitere wichtige Aufgabe war die Planung des Tourprogramms und die Vorbereitung auf das Land. Zwei intensive Wochenenden dienten diesem Zweck. Die Rover stellten sich in Kurzreferaten gegenseitig das Land vor, sahen Filme und brachten ihre Wünsche und Vorstellungen für das Tourprogrammein. Klar war sofort, dass es nicht eine rein touristische Tour werden sollte, sondern dass Begegnungen und Projekte mit südafrikanischen Pfadfindern ein wichtiger Bestandteil werden. Bei der Organisation des Programms halfen die Südafrika-Erfahrungen der Leiter und die fruchtbare Zusammenarbeit mit Nangu Thina. |
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Unser Domizil für die 4 Tage in Kapstadt ist die Basis der Sea Scouts nahe dem Badevorort Muizenberg. Die Unterkunft ist einfach und bescheiden, aber zweckmäßig und preiswert. Schon die Fahrt dorthin bietet sehr unterschiedliche Eindrücke: An der Autobahn reihen sich die Blech- und Bretterhütten der Außenbereiche der Townships, in denen immer noch die überwiegende Mehrheit der schwarzen Stadtbevölkerung wohnt. Wenig später folgen die riesigen Gartenanlagen und Villen der beschaulichen Vororte, in denen die weiße Bevölkerung Kapstadts zu Hause ist. |
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Von der Sea Scout Base aus stehen in den nächsten Tagen zahlreiche Ausflüge auf dem Programm: Chapman`s Peak, Hout Bay, Waterfront, Grand West Casino, Innenstadt, Kap der Guten Hoffnung, Pinguinkolonie am Boulders Beach, Strand von Muizenberg, und natürlich der Aufstieg auf den Tafelberg, auf den uns Scouts aus dem farbigen Township Mitchells Plain begleiten. Weiße Scouts aus dem Vorort Claremont treffen wir bei einem Grillabend auf dem Signal Hill, dem schönsten Aussichtspunkt für Kapstadt bei Nacht. Kulinarischer Höhepunkt ist wohl das kapmalayische Lamm-Curry, das unsere Freunde aus Mitchells Plain für uns organisieren. |
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Am Samstag heißt es dann Abschied nehmen von zweifellos einer der schönsten Städte der Welt. Das Gefühl, in Afrika zu sein, haben wir jedoch noch nicht so recht. Aber wir sind auf dem besten Weg dahin. Zunächst gilt es gut 1.000 Kilometer immer geradeaus durch die Halbwüste Karoo zurückzulegen, die durch endlos weite Ebenen geprägt ist, durchsetzt von einigen kleinen Hügeln und dem ein oder anderen verschlafenen Ort. Etappenziel ist Kimberley, die Keimzelle der Diamantenförderung in Südafrika. |
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Am nächsten Morgen besuchen wir kurz das Kimberley Mine Museum, mit dem größten von Menschenhand gegrabenem Loch und einer Nachbildung der alten Diamantengräberstadt. Noch am Vormittag geht es über weitere 800 Kilometer nach Whiteriver in der Provinz Mpumalanga. Dort werden wir von Guido begrüßt, dem deutschen Praktikanten von Nangu Thina, der im Area-Headquarter der Scouts von Mpumalanga arbeitet. Wir übernachten in der Scouthall. |
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Montag geht die Reise weiter nach Kamhlushwa, einem Township nahe der Grenzen zu Mosambique und Swaziland, südlich vom Krüger National Park. Hier merken wir nun, dass wir wirklich in Afrika sind. In den nächsten 5 Tagen wollen wir mit den Scouts von Kamhlushwa und umliegenden Orten gemeinsam eine 5x5 Meter große "Scouthall" bauen und den Gemüsegarten der Pfadfinder in Ordnung bringen. Organisiert hat das ganze von Amon, dem Leiter der Kamhlushwa Scouts. Finanziert wird der Bau auch aus Spenden, die Bocholter Leiter durch ihre Teilnahme am Berlin-Marathon erlaufen haben. Insgesamt sind wir ca. 50 Pfadfinder, die gemeinsam auf der Missionsstation zusammen leben und arbeiten. Ein Team von 5 tollen Kochfrauen sorgt für unser leibliches Wohl, so dass wir uns eigentlich ganz der Arbeit widmen könnten. |
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Die Arbeit wird allerdings immer wieder behindert, durch Probleme, die wohl typisch für Afrika sind und mit denen wir erst mal umzugehen lernen müssen: Werkzeugmangel, Materialmangel, Wassermangel. Auch unterschiedliche Formen von Planung, Organisation und Zeitgefühl stellen anfänglich eine Herausforderung, sicherlich für beide Seiten, dar. Für uns Europäer gab es noch ein ganz anderes Problem: Die unerträgliche Hitze. Nicht umsonst bedeutet der Name "Kamhlushwa" auf deutsch soviel wie "Ort des Leidens". Nach den noch erträglichen frühen Morgenstunden sitzen wir oft nur noch lethargisch im Schatten - es ist einfach zu heiß. |
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An den Nachmittagen und Abenden gibt es ein Freizeitprogramm aus Spielen, Sport, Stadtrally, Campfire und Shebeen-Besuchen. Einige besuchen mit Father Jaques von der Missionsstation ein Dorf ehemaliger Bürgerkriegsflüchtlinge aus Mosambique. Dort tritt die Armut noch krasser zum Vorschein, wie sie es in Kamhlushwa ohnehin schon tut. Erstaunlich aber auch die Gastfreundschaft und Offenheit der Menschen, auf die wir treffen. Es scheint, dass die Menschen sich freuen, dass wir uns für sie und ihre Lebensumstände interessieren und nicht nur die Touristenattraktionen des Landes besuchen. |
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Besonders deutlich wir dies bei einer Messe in dem Flüchtlingsdorf, zu dem uns Father Jaques am Freitag Abend mitnimmt - ein einmaliges Erlebnis. Dieser Abend markiert aber auch einen Tiefpunkt unseres Abenteuers. Die Dorfsprecherin teilt uns mit, ihr sei zugetragen worden, dass Gangster von unserer Anwesenheit erfahren und Straßensperren errichtet hätten, um uns auf unserem Rückweg zu überfallen. Unsicherheit und Angst machen sich breit, aber Father Jaques meint nur: "Nicht wir sollten Angst vor den Gangstern haben, sondern diese vor uns. Ich habe Soweto während der schlimmsten Unruhen überlebt, und wir werden auch hier wieder raus kommen." Tatsächlich treten während der Heimfahrt überhaupt keine Probleme. |
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Die nächsten Tage dient uns die Scouthall der 1st Mattafin Scout Group bei Nelspruit als Ausgangspunkt für die Erkundung der Schönheiten Mpumalangas. Mit unseren VW-Bussen fahren wir entlang der Panorama Route zu Wasserfällen, und Aussichtspunkten wie God's Window, the Pinnacle, Bourke's Luck Potholes und dem Blyde River Canyon. Die Umgebung der alten Goldgräberstadt Pilgrims Rest lernen wir auf dem Pferderücken kennen, was eine Erfrischung in den eiskalten MacMac Pools dringend erforderlich macht. |
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Drei Tage haben wir für unsere Safari im Krüger National Park vorgesehen. Schon am ersten Tag begegnen wir Giraffen, Zebras, Nashörnern, Flusspferden, Krokodilen, Elefanten und vor allem: Löwen. Am zweiten Tag kommen noch Büffel dazu und mit Ausnahme des Leoparden haben wir die sog. "Big 5" voll. Besonders spannend wird es, als wir bei einer Nachtsafari im offenen Wagen direkt neben 2 schlafenden Löwen stehen bleiben. |
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Zurück auf Mattafin veranstalten wir ein großes Campfire mit den dortigen Scouts, mit Grillen, Meallie Pap, Chackalacka, Liedern und Spielen. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes wollen wir die Mattafin Farm, auf der sich die Scout Hall befindet, näher kennen lernen. Der Area Commissioner Elvis und der Leiter der Mattafin Scouts Raymond führen uns über eine der größten Plantagen der Region. Über 1500 Menschen arbeiten hier während der Erntesaison, Hunderte von Mitarbeitern leben in Dörfern auf der Farm, es gibt Geschäfte, Schulen, Kindergärten und eben auch eine Pfadfindergruppe. Angebaut werden hier unter anderem Litschies, Avodados, und Nüsse und es gibt Fabriken für die Saft- und Marmeladenherstellung. |
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Am Freitag schlafen wir endlich mal aus (sonst sind wir selten nach 6:00 Uhr aufgestanden) und fahren gegen Mittag ins wirtschaftliche Zentrum des Landes, nach Johannesburg, wo wir im Conference Center der Girl Guides in Randburg übernachten. Für den nächsten Vormittag hat Gerald, ein hiesiger Pfadfinderleiter und Geologe für uns einen Untertage Besuch in einer Goldmine organisiert. Nachdem wir die Schutzkleidung angelegt haben geht es mit dem Aufzug in Sekundenschnelle 1000 Meter in die Tiefe. Hier lernen wir bei extremer Luftfeuchtigkeit und Hitze das Ausbildungszentrum kennen, stemmen den schweren Bohrer in die Wand und suchen im Kriechgang in einem Stollen nach goldhaltigem Gestein, dass wir sogar heimlich mitnehmen dürfen. Mit unserer Beute verlassen wir die Mine und was noch bleibt ist Packen und eine Abschlussreflektion. Dann geht es zum Jan Smuts International Airport und von dort über Istanbul und Düsseldorf wieder zurück nach Bocholt. |
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Und jetzt? Irgendwie hatte jeder das Gefühl, dass das Thema Südafrika mit Ablauf dieser 3 Wochen für uns noch nicht abgeschlossen sein konnte. Also entschloss sich die Gruppe, sich auch weiterhin für dieses Land zu engagieren, dass soviel zu bieten hat, aber auch unter so vielen Problemen leidet. Eines der schwersten Probleme ist sicherlich HIV/Aids. Die Rover werden deshalb einen Förderverein gründen, der Projekte für Aids-Waisen und zur Aids-Prävention in Südafrika unterstützen wird. Weitere Infos dazu folgen bald. Wer mehr über Südafrika lesen möchte: |
Diese Seite wurde von Frank Unland erstellt: http://www.stud.uni-siegen.de/frank.unland/pfadfinder/sta/rover_akt_akt1.htm